Ich liebe und verehre eine ganze Reihe von schwäbischen Anekdoten, weil sie so treffend bestimmte Sachverhalte
auf den Punkt bringen. Außerdem lockern sie so manches Gespräch bestens auf ..
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Der erste der vier württembergischen Könige war ein harter Herr, der es seinem Volk nicht leicht machte. Das Auswandern, vor allem nach Russland, nahm große Ausmaße an, die sogar dem König auffielen. Da ließ er den Gründer der Korntaler Brüdergemeinde kommen und fragte ihn, was er tun müsse, damit nicht die besten Landeskinder auswandern. "Do misst Majeschdäd selbschd auswandara!", erwiderte dieser trocken.
Durch Zufall trifft sich auf dem Münchner Oktoberfest eine Gruppe von Menschen aus allen Regionen Deutschlands, die über mehrere Tage zusammen in bester Laune feiern. Das Treffen soll im nächsten Jahr wiederholt werden. Der Bayer verspricht zu diesem Treffen ein Fass des besten Weißbiers zu spendieren, der Westfale will den besten westfälischen Schinken mitbringen, der Rheinländer erlesenen Rhein-Wein, der Norddeutsche Lübecker Marzipan, auch alle anderen versprechen eine Spezialität aus ihrer jeweiligen Region beizusteuern. Nur der Schwabe lächelt und bleibt stumm. Auf die Frage der anderen, was er zu dem Treffen mitbringt antwortet er trocken: "Ha, mei ganze Familie!".
Zwei Marktfrauen bekommen Streit, da greift die eine in ihrer Wut zu einem herumliegenden 'Roßbolla' (Pferdeapfel) und wirft diesen der anderen geradewegs in den Mund. Diese stutzt einen Moment und nuschelt dann "Der bleibd jetz fei dren, bis d'Bolezei kommd."
Ein Nonnenkloster wird neu verputzt. Auf dem Baugerüst arbeiten alle Gipser und Maler sehr fleißig und die Äbtissin bittet daher eine Novizin, den Handwerkern ein gutes Vesper zu bringen. Vorher solle sie aber die Handwerker auf ihren Glauben prüfen. Wenig später steht die junge Nonne nun unten am Gerüst und ruft einem Gipser zu: "Griass Godd, kennad Sia dr Pontius Pilatus?" - Brummt es von oben herunter: "Noi, abbr i frog mol mein Kolleg, der weidr oba schaffd. He, Karle, kennsch Du en Pontius Pilatus?" - "Noi, worom?" - "Ha do onda schdohd sei Alde ond will ems Middagessa brenga!"
Kurz nach dem 2. Weltkrieg beschwert sich die Chefin des Stuttgarter Dreifarbenhauses (Hinweis für Neigschmeckte: das ist das offizielle Bordell in der Stadtmitte hinter dem Rathaus) beim französischen Stadtkommandanten über das anstrengende und sinnenfreudige Treiben seiner Soldaten: "Sia, so gohd des fei net, meine Mädla senn a ruhigs Schaffa gwehnd!".
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