Mit den ganzen Relativpronomina (der, die, das, welcher usw.) geht der Schwabe (zumindest nach hochdeutscher
Meinung) völlig falsch um. Dabei geht der pragmatische Schwabe ganz einfach mit dem Wörtchen wo allen
grammatikalischen Fallgruben aus dem Wege.
Unser schwäbelnder Ex-Bundestrainer sagte zum Beispiel in einem Interview: 'Der Spieler, wo am
Ball isch', statt 'Der Spieler, der am Ball ist', oder aber 'Des isch die Presse, wo immer alles schlecht
redet.' statt 'Die Presse ist es, welche immer alles schlechter macht, als es ist.'
Andreas Müller veräppelte ihn in SWR3 mit dem genialen Spruch 'Mir sind die, wo gwinna wellat', also 'Wir
wollen gewinnen!'
Weitere Beispiele, wahllos gesammelt, verdeutlichen die Einfachheit und Klarheit der schwäbischen Sprache in
diesem Punkt.
Der Mo, wo beim Daimler schaffd |
Der Mann, der bei Mercedes arbeitet |
Der Weag, wo noch Schduagrd fiahrd |
Der Weg nach Stuttgart |
Dia Frau, wo dia lange Hoar hodd |
Die Frau mit den langen Haaren |
Des isch der, wo mir scho mol a Bier zahld hodd |
Dieser freundliche Mensch hat mir schon mal ein Bier spendiert |
Des isch die, wo immer falsch raus gibd |
Das ist die Frau, die immer in betrügerischer Absicht falsch herausgibt |
Des isch des Dreggmensch, wo nia sei Kehrwoch machd. |
Das ist die faule Person, die sich nicht scheut, die Kehrwochenpflicht mit Füssen zu treten |
Nun kann man sagen, es ist ja eigentlich schöner eine Satzkonstruktion
mit 'die .., wo' zu bilden, als die Wiederholung 'die .., die'. Die
hochdeutsche Variante 'die .., welche' klingt heutzutage schon
antiquiert, und auch 'diejenige .., die' hört sich umständlich an.'
Interessanterweise kann der Schwabe noch einen draufsetzen, wenn es darum geht, das Geschlecht einer Person
weiter hervorzuheben. Das macht vor allem Sinn in Sätzen, wo nicht mehr eindeutig erkennbar ist, worauf sich das
wo eigentlich bezieht.
Statt zu sagen 'Des isch des Dreggmensch vom dridda Schdogg, wo nia sei Kehrwoch machtd.' sagt man
deutlicher 'Des isch des Dreggmensch vom dridda Schdogg, des wo nia sei Kehrwoch machd. Jetzt ist
klar, dass mit dem geschlechtsneutralen wo nicht der Stock, sondern das Reff aus dem dritten Stock gemeint ist.
Für eine weitere Variante des 'wo' lassen wir noch einmal den Ex-Bundestrainer zu Wort kommen: 'Wo mr endlich
bessr ens Schbiel komma warad, hodd dr Schiri abpfiffa.'
Wie man sieht, kann der Schwabe auch die Konjunktion als mit wo austauschen: 'Wo i endlich do
gwä benn, war dr Märgd vrloffa.'
Die persönlichen Fürwörter |
Deutsch |
Beispiel / Nachgestellt |
I |
Ich |
I hanns glei gsagt / Benn'e .. ? |
Du |
Du |
Du bisch / Bisch's .. ? |
Är |
Er |
Er isch / Isch'r .. ? |
Se oder Sui |
Sie |
Sia isch / Isch Se .. ? |
Dees |
Es |
Des isch / Isch's .. ? |
Mir |
Wir |
Mir senn / Semm'mr .. ? |
Ihr |
Ihr |
Ihr senn / Senn'dr .. ? |
Se |
Sie |
Se senn / Senn'se .. ? |
Hinweisende Fürwörter |
Nominativ |
Dativ |
Akkusativ |
Der |
Der |
Deem |
Deen |
Die |
Dia |
Derra |
Dia |
Das |
Des |
Deem |
Dees |
Mit den bestimmten und unbestimmten Artikel geht der Schwabe auch eigenen Regeln um. Einen Genitiv im
hochdeutschen Sinne gibt es ja bekanntlich hierzulande nicht, so dass Hilfskonstruktionen zum Einsatz kommen:
Artikel |
Mann |
Frau |
Haus |
Bäume |
bestimmter Artikel |
dr Maa |
d' Frau |
s' Haus |
d' Bäum |
bestimmter Artikel |
vom Maa |
von dr Frau |
vom Haus |
von de Bäum |
bestimmter Artikel |
em Maa sei |
dr Frau ihr |
em Haus sei |
von de Bäum |
bestimmter Artikel |
em Maa |
dr Frau |
em Haus |
de Bäum |
bestimmter Artikel |
da Maa |
d' Frau |
s' Haus |
d' Bäum |
|
|
|
|
|
unbestimmter Artikel |
a Maa |
a Frau |
a Haus |
Bäum |
unbestimmter Artikel |
vonema Maa |
vonera Frau |
vonema Haus |
von Bäum |
unbestimmter Artikel |
anema Maa sei |
anera Frau ihr |
anema Haus sei |
Bäum |
bestimmter Artikel |
anema Maa |
anera Frau |
anema Haus |
Bäum |
unbestimmter Artikel |
a Maa |
a Frau |
a Haus |
Bäum |
Im Schwäbischen werden übrigens auch Personen-Namen mit dem Artikel verwendet, also dr´Paul (Paul), s´Bärbele
(Barbara) oder d´Rigge (Erika).