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Schwäbisches Wörterbuch

   

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Die könnten jetzt aber langsam verschwinden.

Die Kehrwoche

Eigenheit

Ein unerschöpfliches Thema für alle Schwaben und alle Zugezogenen ist die Kehrwoche, diese typisch schwäbische Erfindung aus Nachbarschaftsbespitzelei und puritanischen Reinlichkeitsritualen.

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Die schwäbisch/alemannische Kehrwoche beruht auf einer Vielzahl von Erlassen, die seit Ende des 15. Jahrhunderts im evangelischen Württemberg heraus gekommen sind, um die Menschen zu Ordnung und Sauberkeit im häuslichen Umfeld anzuhalten.

So stand im Stuttgarter Stadtrecht von 1492:
"Damit die Stadt rein erhalten wird, soll jeder seinen Mist alle Wochen hinausführen, (...) jeder seinen Winkel alle vierzehn Tage, doch nur bei Nacht, sauber ausräumen lassen und an der Straße nie einen anlegen. Wer kein eigenes Sprechhaus (WC) hat, muss den Unrath jede Nacht an den Bach tragen".

In der Folge gab es diverse "Gassensäuberungs-Ordnungen", die die Frequenz der erforderlichen Reinigung und die Art der Durchführung genauer regelten.

Gewöhnlich wird noch heute im Mietvertrag geregelt, welche Partei wann den Gehsteig zu fegen, den Winterdienst zu übernehmen und das Treppenhaus zu putzen hat, sofern dies nicht schon die Hausordnung hergibt.

Meist gibt es in Miethäusern ein Schild mit der Fettdruckaufschrift Kehrwoche, das an der Wohnungstür des jeweils für die Kehrwoche zuständigen Mieters aufzuhängen ist. Hierdurch hat der Hausverwalter (und alle anderen Hausbewohner) jederzeit den Überblick, wen er bei Mängeln in der Reinigung ansprechen muss.

In größeren Gebäuden wird unterschieden zwischen "großer Kehrwoche", das ist das ganze Programm aus Haus, Keller und Gehsteig - und der "kleinen Kehrwoche", die meist das Reinigen der Treppe und des Treppenabsatzes vor der eigenen Wohnung umfasst.

Also gleich vorweg, die Kehrwoche ist sinnvoll und wird von mir nach Kräften durchgeführt, bisher keine Klagen. Aber eines fällt halt doch auf: der Sinn der Kehrwoche scheint weniger der kollektive öffentliche Sauberkeitswahn zu sein, sondern vielmehr im Gesehen werden mit Bäsa, Kuddrschauffl, Kehrwisch, Schrubbr ond Oimr zu bestehen.

Nicht das Ergebnis zählt, sondern der Beweis: ein überfluteter Kellergang ist wichtiger als eine saubere Kellertreppe.

Gängige Mittel sind z.B. das Verräumen sämtlicher Eingangsmatten im ganzen Haus, das auffällige und lang andauernde Plazieren von Reinigungsutensilien im ganzen Hause, laut vernehmliches Klopfen mit dem Schrubber an fremden Wohnungstüren oder einfach das stundenlange Stöhnen mit dem Besen in der Hand auf dem Gehweg.

Ganz lästig sind Nachbarn, die mit absichtlichen Verstreuen von Wollfusseln auf der Treppe das Reinigungsergebnis kontrollieren möchten. Hier kann es helfen, die Fusseln aufzunehmen, dann zu warten bis der Nachbar ins Bett gegangen ist (bei Schwaben also um 20:30 Uhr ..), dann Sturm zu klingeln und dem schlaftrunkenen Nachbarn die Fuseln mit den Worten "Die haben Sie auf der Treppe verloren und bestimmt schon vermisst!" in die Hand zu drücken.

Früher gab es überall noch den Kuttereimer. Das war der blecherne Nachfolger des Kutterfasses und der Vorgänger der genormten und aus Hartplastik gegossenen Mülltonne. Dass dieser bundeseinheitliche Terminus den traditionellen wie scheppernden Kuttereimer weitestgehend verdrängt hat, mag man bedauern.

Mir völlig unverständlich ist das 14-tägliche Auswaschen des Mülleimers, bei man nicht ruhen darf bis das Zink oder Plastik blinkt, je nachdem welche Tonne man benutzt.


Die Uhrzeit auf Schwäbisch

Eigenheit

Die Uhrzeit auf Schwäbisch scheint für alle Nichtschwaben nur schwer nachvollziehbar zu sein. Sagt man einfach mal unbedacht 'Mir treffad ons dann om Dreiviertl Zehne em Cafe', dann können zwei Dinge passieren:

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Man wartet ungeduldig eine halbe Stunde auf den Gesprächspartner, weil der 10:15 Uhr verstanden hatte, oder aber man trifft auf einen ungehaltenen Gesprächspartner, weil der von 9:15 Uhr ausgegangen ist.

Die schwäbische Logik mit den Viertel- und Dreiviertelstunden bleibt den Nordlichtern wohl ein ewiges Rätsel, na ja, dia kennad ja au nix aussr Hochdeidsch.

Dabei wird ja die halbe Stunde dort auch so ausgedrückt: 'Halber zehne' ist auch Hochdeutsch 'Halb zehn Uhr', also 9:30 Uhr.

Wer nun die Hälfte versteht, sollte doch auch (wenn schon nicht dreiviertel) wenigstens ein Viertel verstehen. Meint: Wer 'halb zehn' versteht (der große Zeiger hat den halben Weg zur 10 hinter sich), der müsste eigentlich auch 'Viertl Zehne' verstehen (der große Zeiger hat 1/4 des Weges zur 10 hinter sich).

Scheinbar hilft also nur eines, sicherheitshalber 'Wir treffen uns um Viertel vor zehn Uhr' zu sagen, auch wenn der innere Schwabenhund 'Dreiviertl Zehne' sagen möchte.

Aber wir wollen ja nichts unversucht lassen und geben hier Hilfestellung:

Also, jede Stunde hat 60 Minuten, sogar in Restdeutschland.

Die ersten 15 Minuten davon sind das erste Viertel, die 15. Minute ist auf Schwäbisch "Viertl", 15:15 Uhr ist demnach "Viertl Viere" (und nicht "Viertl noch Dreie").

Danach folgt das zweite Viertel von Minute 16 bis 30, die 30. Minute ist auf Schwäbisch "Halb", 15:30 Uhr ist demnach "Halber Viere".

Weiter geht es mit dem dritten Viertel von Minute 31 bis 45, die 45. Minute ist auf Schwäbisch "Dreiviertl", 15:45 Uhr ist demnach "Dreiviertl Viere" (und nicht "Viertl vor Viere").

Das letzte Viertel von Minute 46 bis 60 endet mit der nächsten vollen Stunde, 16:00 Uhr ist also Vier Uhr, auf Schwäbisch "Viere".

Was passiert aber mit den Minuten zwischen den Vierteln?

Es gibt ein ganz einfaches System, zumindest für gelernte Schwaben:

Minute 1 - 9:
Die Minuten werden vor die begonnene Stunde gestellt, 15:04 Uhr ist "Vier noch Drei".

Minute 10 - 14:
Die Minuten werden vor das kommende Viertel gestellt, 15:12 Uhr ist "Drei vor Viertel Viere".

Minute 15:
Haben wir schon gelernt: 15:15 Uhr ist "Viertl Viere".

Minute 16 - 19:
Die Minuten werden vor das vergangene Viertel gestellt, 15:17 Uhr ist "Zwoi noch Viertel Viere".

Minute 20 - 29:
Die Minuten werden vor die kommende halbe Stunde gestellt, 15:22 Uhr ist "Acht vor Halber Viere".

Minute 30:
Jetzt ist es einfach, 15:30 Uhr ist "Halber Viere".

Der Rest ist dann ganz logisch:

Minute 31 - 39:
Die Minuten werden der begonnenen halben Stunde vorangestellt, 15:33 Uhr ist "Drei noch Halber Viere".

Minute 40 - 44:
Die Minuten werden vor das kommende Dreiviertel gestellt, 15:44 Uhr ist "Ois vor Dreiviertel Viere".

Minute 45:
Das ist das was die Norddeutschen nie kapieren, 15:45 Uhr ist "Dreiviertl Viere".

Minute 46 - 49:
Die Minuten werden vor das vergangene Dreiviertel gestellt, 15:48 Uhr ist "Drei noch Dreiviertel Viere".

Minute 50 - 59:
Die Minuten werden vor die kommende volle Stunde gestellt, 15:56 Uhr ist "Vier vor Viere".

Minute 60:
Jetzt ist es wieder einfach, 16:00 Uhr ist "Viere".

Am besten üben Sie das mit meiner Schwäbisch-Uhr:
Uhrzeit einstellen, überlegen wie es auf Schwäbisch heißt
.. und dann die Lösung anzeigen lassen!


 

tun

Präsens:
I dua, du duasch, er duad
mir deand, ihr deand, sia deand

Perfekt:
I hann do, du hosch do, er hot do
mir henn do, ihr henn do, sia henn do

Futur:
I wärd do, du wirsch do, er wird do
mir wärdad do, ihr wärdad do, sia wärdad do


 

Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt! - wörtl.: Da gehen einem die Schnürsenkel auf!

 

Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt - wörtl.: Da haut es doch den Draht raus

 

Hier wird nur geheizt, wenn sich Besuch angesagt hat

 

Hier drin ist es ja so laut, da wird man ja taub!

 

Auf dieser Sache liegt kein Segen! Das wird böse enden!

 

Da wird einem ja übel - wörtl.: Da hebt es einem den Magen

 

Da wird noch lange dauern! - wörtl.: Da muss noch viel Wasser den Bach hinunter!

 

Dazu sagt man besser gar nichts! - wörtl.: Da sagt man am besten nichts, dann wird man in nichts verwickelt.

 

Da wendet sich nichts zum Guten - wörtl.: Da wird auch kein Heu trocken.

 

Sagt man, wenn etwas sehr sauer oder sehr scharf ist

 

Ich bin Schwabe und über 60, aber ich warte immer noch darauf - wörtl.: Der Schwabe wird mit 40 klug, die anderen niemals

 

sabbern, langsam arbeiten, trülen

Konjugation


Partizip Perfekt: driald - gesabbert

Konjunktiv:
I däd driala
Du dädsch driala
Er däd driala
Mir dädad driala
Ihr dädad driala
Sia dädad driala

Futur:
I werd driala
Du wirsch driala
Er wird driala
Mir werdad driala
Ihr werdad driala
Sia werdad driala



 

langsam arbeiten, herumdrucksen

Konjugation


Partizip Perfekt: druggsd - gedruckst

Konjunktiv:
I däd druggsa
Du dädsch druggsa
Er däd druggsa
Mir dädad druggsa
Ihr dädad druggsa
Sia dädad druggsa

Futur:
I werd druggsa
Du wirsch druggsa
Er wird druggsa
Mir werdad druggsa
Ihr werdad druggsa
Sia werdad druggsa



Siehe auch:

romdruggsa,

Drumherumreden = Dromromschwätza

Eigenheit

Ebenso erfinderisch wie lautmalerisch sind die Antworten eines Schwaben, wenn Sie ihn fragen, was er gerade macht: 'A Nixle em`a Bixle ond a goldn`s Schlissale dran' oder 'A Deichsl an d`Suppaschissl' oder 'Am Goggeler Hosa'.

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Er mag halt nicht rauslassen, was ihn bewegt und lenkt dann gerne vom Thema ab.

Auch die schwäbische Hausfrau kennt Ausflüchte, wenn sie nach der nächsten Mahlzeit gefragt wird: 'Eigmachde Kellerschdäffala ond saure Amoisagnui' oder 'Backene Kuhflada ond Mugga-Ärsch'.

Fragen Sie einen Schwaben, der mit hochrotem Kopf im Garten rackert, was denn da tue, wird er bestimmt sagen 'Net viel' oder 'A bissle hald!'.

Wichtig ist, dass man arbeitet, aber man sollte sich auch nicht dabei erwischen lassen, dass Arbeit in Arbeit ausartet, denn dann könnte man ja denken, man könnte nicht richtig schaffen. Und das wäre das schlimmste überhaupt.

Also, besser niemanden in die Karten sehen lassen. Ob es viel Arbeit war, alle meine Seiten zu erstellen, fragen Sie ? Noi, faschd net!


 

Immer mit der Ruhe! - Kein Widerspruch in sich: Man kann auch schnell langsam machen ..

 

Mach langsam! Immer mit der Ruhe!


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